Moritz Zeiler schloss mit seinem Vortrag und Lesung „Das Klima des Kapitals – Über den notwendigen Bruch mit einer kapitalistischen Logik“ am 6. Dezember 2022 an die Auftaktveranstaltung mit Dimitra Kostimpas an und bot mit seiner theoriebasierten Herangehensweise wertvolle Einblicke auf die Frage, ob eine Eingliederung der sozial-ökologischen Transformation in das bestehende Wirtschaftssystem überhaupt möglich ist.
Moritz Zeiler ist gemeinsam mit Valeria Bruschi Herausgeber des Sammelbandes Das Klima des Kapitals – Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik (Karl Dietz Verlag, 2022). Das Buch verfolgt das Ziel, zum Austausch über Wege zur Überwindung der bestehenden destruktiven Verhältnisse für Mensch, Natur und Klima einzuladen und dabei unterschiedliche Perspektiven mit Rückbezug auf Marx‘ umfangreiches Werk vorzustellen.
In seinem Vortrag bei uns verdeutlicht Zeiler über die Vorstellung des Sammelbands die Aktualität von Marx‘ Texten, skizziert, welche Thesen sich darin zur ökologischen Destruktivität der kapitalistischen Produktionsweise finden lassen und welche Schlüsse diese auf die heutige Situation ziehen lässt. Marx‘ Werk dient hierbei als Analysehilfe für gegenwärtige Entwicklungen, die neue Interpretationen und Inspirationen für gegenwärtige Diskurse eröffnet.
So stellt Zeiler in seinem Beitrag heraus, wie die Analyse der Funktionsweise moderner kapitalistischer Gesellschaften und Produktionsformen dabei helfen kann, ein besseres Verständnis über die Ursachen und Folgen des Klimawandels und weiterer ökologischer und sozialer Krisen zu erlangen. Indem der Verflechtung von wirtschaftlicher Logik, sozialer Strukturen und globaler Naturverhältnisse nachgegangen wird, können Debatten um Alternativen zielgerichteter geführt werden. Denn nur durch die Kritik am Status Quo ist dessen Veränderung möglich.
Konkret wird dies durch den Bezug auf die Nutzbarmachung von Böden bzw. auf die Landwirtschaft mit Auszügen aus den Beiträgen im Sammelband von Ehrenfried Galander, Valeria Bruschi und Martina Backes. So schlägt Moritz Zeiler einen Bogen von der theoriebasierten Herangehensweise an das Verhältnis zwischen Mensch und Natur hin zu historischen und gegenwärtigen Praktiken der Landwirtschaft:
Mit Bezug auf Galanders Text skizziert Zeiler, welche Aspekte ökologischer Kritik an der Destruktivität der kapitalistischen Produktionsweise, die gerade auch in den erst seit kurzem zugänglichen Texten von Marx (MEGA²) zu finden sind. Dabei bezieht sich Galander insbesondere auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.
Im Anschluss daran klärt Zeiler durch Valeria Bruschis Text den Wachstumsbegriff in Bezug auf gesellschaftliche Naturverhältnisse. Bruschi zeigt mit Bezug auf Marx‘ Kapital insbesondere die Notwendigkeit ökonomischen Wachstums im Kapitalismus und die destruktiven Konsequenzen dieser Produktionsweise für Mensch und Natur auf. Außerdem werden hier auch Fallstricke und Grenzen von Ansätzen vorgestellt, die für die Bewältigung des Klimawandels innerhalb des kapitalistischen Systems plädieren.
Konkret macht Zeiler diese Analysen durch Bezug auf Martina Backes Beitrag zur Rolle des Agrarsektors in der Klimakrise. Hier wird die Frage aufgeworfen, welche Rolle einerseits Technik und Innovation und andererseits tradierte, geographisch angepasste Praktiken der landwirtschaftlichen Produktion für die Zukunft der Lebensmittelversorgung spielen können. Dabei wird die Logik der agrarischen Lebensmittelproduktion kritisch hinterfragt. Anhand dieses Beispiels wird die vorangegangene theoretische Analyse greifbar gemacht.
Da der Beitrag viele aufschlussreiche Textstellen aus dem Sammelband zitiert, haben wir uns dazu entschieden, den Vortrag hier in ganzer Länge in Form der Audioaufnahme für Euch bereitzustellen. Viel Spaß beim Hören! Wir freuen uns über Anregungen von Euch und laden Euch herzlich zum nächsten Vortrag der Reihe am 16. Januar ein, bei dem Fred Heussner über Klima, Krieg und Inflation und deren Zusammenhänge, Widersprüche und Hintergründe sprechen wird!
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